1. Geschichte mit Fotorundgang der Sehenswürdigkeiten in und außerhalb St. Kunibert
2. Pater Kentenich
3. Kloster der " Armen Dienstmägde Christi "
1. St. Kunibert
Mitten in Gymnich liegt die kath. Kirche St. Kunibert auf einer kleinen Erhebung. Wenn man sich Gymnich nähert,
sieht man schon von weitem das Warzeichen des Ortes, den für das Rheinland untypischen Zwiebelturm.
Die Luftaufnahme zeigt die kath. Kirche St. Kunibert, das Pfarramt und die beiden Schulgebäude. Das rechte Gebäude war auch Bürgermeisteramt der selbständigen Gemeinde Gymnich. Im rechten Hintergrund das ehemalige Klostergebäude. Im Vordergrund (links) erkennt man das neue Ehrenmal noch an seinem alten Platz.
Die Kirche wurde von 1759 -- 1763 im barocken Stil erbaut.
In alten Urkunde wird jedoch eine Kirche aus Anno 1255 erwähnt.
Da die Kirche jedoch nach dem Hl. Kunibert benannt ist, wird vermutet, daß es noch einen früheren Kirchenbau gegeben hat. Der Namesgeber soll ein Bischof zu Köln gewesen sein, der im Jahre 663 verstarb.
Die alte gotische Kirche wurde durch einen Blitz so stark beschädigt, das sie abgerissen werden mußte.
Die heutige Kirche wurde zu großen Teilen von den Gymnicher Pfarrangehörigen unter großen Opfern finanziert. Einen geringen Anteil steuerte der damalige Zehnt - und Patronatsherr, der Abt von Siegburg, bei.
Ein Wappen befindet sich noch heute an der Rückseite des Pfarrhausgiebels.
Der Grundstein wurde am 26. Juni 1759 gelegt. Die Glocken konnten 1762 im Turm aufgehängt werden. Die Übergabe an die Gemeinde und die Einweihung erfolgte erst im Jahre 1771. Der Gottesdienst fand bis dahin in der Reitschule des Schlosses statt.
Von 1785 bis 1786 wurde der Chor aufgestockt.
Im Rahmen der "Gotisierung" wurde um 1880 das barocke Chorgewölbe durch ein gotisches ersetzt. In die Rundfensterbögen wurde ebenfalls gotisches Maßwerk eingefügt, auch wieder bunt verglast.
Die vorhandenen barocken Seitenaltäre und die Kanzel stammen aus der abgebrochenen Kölner Stiftskirche " St. Maria ad gradus". Es handelt sich um Werke des Kölner (flämisch) Bildhauers Franz van Helmont, wobei die Kanzel von 1718 stammt.
Hinzu kommt noch der Hauptaltar von 1703 , der aus der Klosterkirche der Augustinerinnen von Eitdorf-Merten an der Sieg stammt und seit 1962 den barocken Gesamteindruck von St. Kunibert verstärkt.
Ferner hängt an der linken Chorwand ein holzgeschnitztes Kruzifix aus dem Jahr 1664. Dieses ist eine Schenkung und ein Andenken an den Vikar Fabritius. Im Jahre 1633 gründete er in Gymnich die erste Volksschule und leitete sie auch 40 Jahre selber. Sie war untergebracht im jetzigen Haus , Am Flutgraben 1. Das Kruzifix sowie die beiden St. Rochus Statuen und der Hl. Sebastianus sollen an die schlimmen Zeiten der Pest und Kriege erinnern.
Auf dem Torbogen des Hauptaltars befindet sich die Statue des hl. Kunibert (1680). Die Pieta stammt von 1600.
Weitere interessante Stücke sind die Marien- und Michaelsglocke aus dem Jahre 1447, die Statue des hl. Kunibertus in der südlichen Turmhalle von 1480, das Chorgestühl ca. 1490 und der Taufstein von 1559. Drei weitere Glocken sind von 1755, die Kunibertsglocke, die Matthiasglocke und die namenlose Meßglocke.
Die starke Verbundenheit zum jährlich stattfindenden Gymnicher Ritt dokumentieren die sechs Langhausfenster, die in ihrem unteren Bereich die Geschichte dieses Gelöbnisses erzählen.
Um den Gymnicher Ritt in einem angemessenen Rahmen abzuhalten, hat 1926 der Schlossherr Vicomte Franz de Maistre einen Teil seines Besitzes der an die Kirche angrenzte, für die jährlichen Ritterfeierlichkeiten außerhalb der Kirche zur Verfügung gestellt. Dieses geschah auf Grund einer Idee des damaligen Vikars Joseph Weissenfeld. An den späteren Pfarrer erinnert heute noch ein Straßenname in Gymnich. Mit der Möglichkeit die Reitermesse und den Schlusssegen auf dem Rittplatz abzuhalten konnte dem alten Gymnicher Brauch ein würdiger Rahmen zur Verfügung gestellt werden.
Der Rittaltar am Nordrand des Rittplatzes wurde 1953 nach dem Entwurf des Architekten Walter Büchel errichtet. Das neue vom köln/frechener Künstler Olaf Höhnen erschaffene Ehrenmal wurde 1971 an die Ostseite versetzt.
Der Rittaltar wurde 1982 erneuert und durch zwei Skulpturen belgischer Pferde, die unter Anleitung von Pfarrer Keyers gebaut wurden, komplettiert.
1985 wurde der von Pfarrer Keyers entworfene Jakobsbrunnen auf dem Kirchplatz fertiggestellt und feierlich im Beisein von Weihbischof Dr. Plöger eingeweiht.
* Teilweise dem Heft der Rheinischen Kunststätten " St. Kunibert in Erftstadt-Gymnich" entnommen.
ehem. Friedhofskapelle - Missionskapelle
Die alte Friedhofskapelle ( auch Missionskapelle genannt) wurde 1874 auf dem alten Kirchhof errichtet,
wo sie noch heute steht.
Sie erhielt Ihren Namen durch das " Pest- und Missionskreuz " von 1777.
Auf dem Kirchhof (ehemaliger Friedhof) sind ebenfalls 6 der alten Grabkreuze verblieben.
2. Pater Josef Kentenich
Am 16. November 1885 wurde Joseph Kentenich in Gymnich bei Köln geboren.
Die alleinerziehende Mutter musste ihn mit neun Jahren in ein Waisenhaus nach Oberhausen geben. Seine kindliche Marienliebe veranlasste ihn, wohl von seiner Mutter beeinflusst, sich ganz der Mutter Gottes zu weihen. Ihr allein wollte er gehören und sie sollte an ihm Mutterstelle vertreten.
Von 1899 bis 1904 besuchte er das Pallottiner-Gymnasium in Koblenz-Ehrenbreitstein. Danach trat er in die Gemeinschaft der Pallottiner ein und absolvierte ein zweijähriges Noviziat (1904-1906) in deren Missionshaus in Limburg a.d.Lahn. Anschließend studierte er dort weiter bis 1911 katholische Theologie. Die Priesterweihe empfing er ebenfalls in Limburg am 8. Juli 1910. Am 18. September 1911 wurde er (für ein Jahr) Lehrer in Ehrenbreitstein.
Vom 25. Oktober 1912 bis 18. Juli 1919 wirkte er als Spiritual (geistiger Begleiter) am Studienkolleg der Pallottiner in Schönstatt bei Vallendar am Rhein. In dieser Zeit legte Pater Kentenich zusammen mit den ihm anvertrauten Studenten den Grundstein für das heutige Schönstattwerk.
In einem Vortrag am 18. Oktober 1914 regte er die Studenten der einige Monate zuvor gegründeten Marianischen Kongregation an, Maria zu bitten, in der kleinen Kapelle, in der sie sich zu ihrer Versammlung trafen, in Zukunft in besonderer Weise gegenwärtig zu sein. Hier solle sie die Herzen an sich ziehen und von hier aus reichlich Gnaden austeilen.
Dieser Vortrag wird heute die Gründungsurkunde Schönstatts genannt und die kleine Kapelle ist tatsächlich zu einem Wallfahrtsort geworden. Sie ist der spirituelle Mittelpunkt der heute weltweit verbreiteten Schönstattbewegung. Alle Mitglieder dieser katholischen, spirituellen Bewegung gestalten ihr Leben aus dem Gedanken heraus „Nichts ohne Dich, Gottesmutter – aber auch nichts ohne uns“. Sie verbünden sich aus Liebe mit Maria und durch sie mit dem Dreifaltigen Gott und benutzen dieses Liebesbündnis als Kraftquelle für ihren Alltag.
Im Laufe der Jahre nach 1914 bildeten sich Gruppen von Personen mit gleicher apostolischer Zielrichtung oder gleichem Lebensstand oder gleichem Grad an Zugehörigkeit zur Gesamtbewegung. Manchmal entstand aus einer bereits bestehenden Gruppierung heraus wiederum eine neue, die in ihrer Lebensform und in ihrer Zielsetzung noch einheitlicher war. Pater Kentenich konstituierte diese Gruppierungen zu eigenständigen Gliedgemeinschaften der einen Schönstattbewegung, sodass es heute eigenständige Gemeinschaften gibt für Diözesanpriester, für Patres, für Schwestern, für unverheiratete Frauen, für Mütter, für Männer, für Familien, für Mädchen, für Jungen und so weiter. Die bekanntesten unter diesem Gemeinschaften sind die Schönstätter Marienschwestern (seit 1926), die Frauen von Schönstatt (seit 1946) und die Schönstattpatres (seit 1965).
Zwei Gemeinschaften, das Institut der Schönstattfamilien und das Institut der Marienbrüder, gründete Pater Kentenich mit den Mitgefangenen Fritz Kühr und Edi Pesendorfer im Konzentrationslager Dachau. Dort hin hatten ihn die Nationalsozialisten nach mehrmonatiger Haft im Gefängnis in Koblenz (20. September 1941 bis 11. März 1942) gebracht. Aus Dachau entlassen wurde Pater Kentenich am 6. April 1945.
Nach seiner Befreiung 1945 absolvierte er Auslandsreisen in die Schweiz, nach Italien, nach Südafrika, Lateinamerika und den USA.
Auf Grund der kirchlichen Prüfungen des Schönstattwerkes und den daraus folgenden römischen Verfügungen wurde Pater Kentenich von 1951 bis 1965 von seiner Gründung getrennt. Im Exil wirkte er als Seelsorger für die deutsche Gemeinde in Milwaukee, USA. Am Heiligen Abend 1965 kehrte er - über achtzigjährig - nach Schönstatt zurück, wo er sich mit ganzer Kraft noch drei Jahre lang der Leitung und Festigung seines weltweiten Werkes widmete.
Am Sonntag, dem 15. September 1968, dem Fest der Sieben Schmerzen Mariens, feierte Pater Kentenich zum ersten Mal das Messopfer in der neu erbauten Anbetungskirche auf Berg Schönstatt. Unmittelbar nach der Messe verstarb Pater Kentenich.
Am 10. Februar 1975 wurde in Trier der Seligsprechungsprozess für Joseph Kentenich eröffnet.
Vielen Dank für die Unterstützung bei Pater Heinrich M. Hug und Agathe Hug.
Das Geburtshaus Kentenichs in Gymnich ist bis heute erhalten geblieben. Es wurde jedoch durch häufige Umbau- und Renovierungsmaßnahmen in seinem ursprünglichen Charakter verändert. Eigentümer des Geburtshauses sind die Schönstatt-Patres aus Vallendar
Im August 2005 wurde der Förderverein "Geburtshaus Pater Joseph Kentenich" von interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus Gymnich gegründet, um das Haus vor dem Weltjugendtag zu verschönern.
Als langfristiges Ziel möchte der Verein durch Spenden das Haus soweit als möglich in seinen Zustand um 1885 zurück versetzen und Haus und Nebengebäude erhalten.
Mehr über das Geburtshaus von Pater Kentenich erfahren Sie im Blog von Pater Nöthen unter:
www.gymnich.blogspot.com/
3. KLOSTER DER " ARMEN DIENSTMÄGDE CHRIST "
Die Klostergründung der "Armen Dienstmägde Christi" geht auf das Jahr 1859 zurück.
Stifter waren der Graf Max Felix und dessen Gemahlin Frau Gräfin von Wolff-Metternich.
Die Versorgung der Schwestern erfolgte von Schloß Gymnich aus.
Die erste Aufgabe der Schwestern bestand in der ambulanten Krankenpflege. Später , ab 1864 folgte eine Verwahrschule
(wohl so etwas wie ein Kindergarten) und 1868 eine Mädchenklasse. 1931/32 wurde ein Nähschule eingerichtet und 1932 erhielt man die Genehmigung durch den Regierungspräsidenten einen Kindergarten für 60 Kinder einzurichten.
Das Kloster war lange Zeit im Besitz der gräflichen Familie. Wann es an die Genossenschaft der "Armen Dienstmägde Christi" übergeben wurde ist bisher nicht bekannt.
Im August 1970, also nach fast 110 Jahre, mußte das Kloster wegen Nachwuchsmangel aufgegeben werden und die kath. Kirche hat das Gebäude erworben, die auch wohl den Kindergarten übernommen hat.
Das Klostergebäude wurde dann von der Pfarre St. Kunibert genutzt. Dort sind Pfarrheim, Bücherei und Jugendräume untergebracht.
Bis vor kurzem waren hier auch Büros der Rendantur für verschiedene Pfarrgemeinden untergebracht. Nach deren Auszug wird noch eine neue Verwendung für die freien 270 qm gesucht.